Präsenz bedeutet totales Hiersein mit Körper, Geist und Seele.
Wenn wir einen Raum betreten, liegt es an uns selbst, wie wir wahrgenommen werden. Bin ich mit den Gedanken und meinem Körper nicht sofort im Raum, bei den Menschen und den Gegebenheiten, bin ich nicht vollständig da und werde auch genauso „halb“ wahrgenommen. Mit dem absolut bewussten Hier-Sein steigere ich meine Ausstrahlung um ein Vielfaches und kann automatisch die Verbindung zum Publikum aufnehmen.
Es scheint so einfach zu sein, jedoch erlebe ich immer wieder, wie Vortragende davon ausgehen, dass sie ja „nur“ mit Inhalten und Fachkompetenz punkten müssen, um das Publikum zu überzeugen. Sobald sie aber, z.B. durch Videoaufnahmen, selbst sehen oder erleben können, was diese ersten Momente bereits auslösen und wie unterschiedlich ihre Wirkung auf der Bühne oder im Raum wahrnehmbar ist, ändert sich schnell das Bewusstsein hierfür.
Und um es klar zu sagen: Präsenz hat nichts mit einer stark ausgeprägten Persönlichkeit zu tun. Diese ist für eine gute Präsenz sicher sehr unterstützend, weil ein natürliches Selbstbewusstsein und ein klarer Selbstwert spürbar ist. Denken wir aber an manche Personen aus der Öffentlichkeit, können uns sogar zarte und leise Menschen mit ihrem Auftritt buchstäblich vom Hocker reißen und begeistern, weil sie ganz hier sind und im Jetzt total präsent und authentisch.
Authentizität.
Was bedeutet Authentizität? Sehen wir uns die offizielle Bedeutung im Duden an, finden wir folgende Beschreibung: „echt; den Tatsachen entsprechend und daher glaubwürdig“. Aber auch die Synonyme zu authentisch sind wegweisend: „beglaubigt, belegt, dokumentiert, echt, gesichert, glaubwürdig, sicher, ungeschönt, unverfälscht, verbürgt, verlässlich, wahr, zuverlässig“
Wie einfach ist es jedoch in einem Business-Kontext echt und unverfälscht zu sein? Geht es hier nicht nur um Fakten, die möglichst eindringlich und klar strukturiert und belegbar weitergeben werden? Fern von persönlicher oder gar emotionaler Färbung?
Ich erlebe häufig Redner, die ein brillantes Wissen in ihrem Fachgebiet aufweisen und faktisch sowie technisch einen hervorragenden Vortrag halten. Warum gehe ich dennoch mit einem flauen Gefühl aus dem Vortrag, dem Meeting oder der Präsentation? Meist weiß ich nachher weder, worum es wirklich ging, noch bin ich begeistert. Es handelt sich oft um eine Wiedergabe des enormen Wissens und sehr gut aufgearbeitetem Material. Etwas fehlt.
Aber was?
Das authentische Feuer für die Sache. Die Persönlichkeit des Redners, welcher sich vollständig zeigt, mit seinen ganz individuellen Stärken und Schwächen, seinem einzigartigen Lächeln, wenn er „echt“ ist, seinem wahrhaftigen Dasein, das mich für ihn als Person und somit auch automatisch für seine Sache einnimmt.
Ich komme vom Theater. Das ist nichts anderes als ein Vortrag mit authentischen Figuren. Als Schauspielerin und Regisseurin habe ich ein sehr gutes Gespür dafür, wann eine Figur „echt“ ist und mich somit in der Tiefe berührt und wann ich einen technisch perfekten aber nicht „lebendigen“ Schauspieler vor mir habe, der zwar scheinbar alles "richtig" macht, mich aber weder fesselt noch in der Tiefe mit seiner Geschichte anspricht und mitnimmt.
Was ist der Trick dabei?
Ich spiele eine Rolle mit vorgegebenem Text, nach den Anweisungen eines Regisseurs und Sprech- und Körpertechniken die ich gelernt habe. Reicht das nicht? Perfekter Inhalt, Fachwissen und hervorragendes Begleitmaterial? Nein.
Das Geheimnis besteht darin, die Figur mit meinen eigenen und somit total authentischen Gefühlen zu beleben. Und dabei geht es ja nicht darum, dass ich erlebt haben muss, was es z.B. bedeutet, ein Mörder zu sein, sondern das Gefühl von Hass und Rache in mir spüren kann. Alle Emotionen existieren in jedem Menschen. Und die kann ich einsetzen oder bewusst hervorholen.
Bei einer Präsentation ist es nicht anders als auf der Theaterbühne, denn es handelt sich immer um Menschen, die mir wahrhaftig oder nicht, begeistert oder nicht eine Geschichte oder ein Thema nahebringen wollen.
Warum stellen wir uns also nicht die Frage: Welche „Rolle“ spiele ich bei meinem Vortrag, meiner Präsentation oder meinem Meeting und wie bringe ich gleichzeitig mein echtes und unverfälschtes Dasein ein, mit Emotionen, Bewegungen, Humor etc.?
Bringen wir nun Präsenz und Authentizität zusammen, fügen noch ein paar Zusätze hinzu, dann entsteht Charisma.
Charisma kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Geschenk“.
Charisma ist die besondere Ausstrahlungskraft eines Menschen, die fast magisch wirkt, wenn wir sie erleben dürfen. Aber was macht einen charismatischen Menschen aus?
Genau das Zusammenwirken aus absolutem Hiersein, totaler Authentizität und kraftvollem Selbst-Bewusstsein. Letzteres hat jedoch nichts mit Egoismus oder Egozentrik zu tun, sondern mit einem sich seiner selbst und seine Fähigkeiten und Gaben bewussten Menschen, der in sich ruht und aus dieser inneren Stille heraus kraftvoll präsentiert.
Hat Charisma etwas mit erotischer Ausstrahlung zu tun? Aber ja!
Ich spreche definitiv nicht von sexueller Ausstrahlung, denn die ist rein trieborientiert und nicht ganzheitlich. Erotik jedoch umfasst neben dem körperlichen auch den geistig-psychischen Bereich und hat vor allem mit Sinnlichkeit zu tun.
Ob ich mich, meine Umwelt und Mitmenschen nur mit dem Verstand, oder ganzheitlich mit Körper, Geist und Emotionen wahrnehme, verändert auch die eigene Ausstrahlung, denn Außen ist Innen.
Präsentiere ich also ein Thema, welches ich mit meinem Verstand ausgearbeitet und mit kompetentem Wissen unterfüttert habe, mit Leidenschaft und Begeisterung, die von Innen herauskommt, werde ich das Außen, also meine Zuschauer in den Bann ziehen und sie begeistern können. Selbst wenn es sich um trockene und scheinbar ungeliebte Themen handelt. Auch Aktien und Betriebsaufspaltungen können sexy sein.
Welche Komponenten überzeugen eigentlich das Publikum tatsächlich?
7% Inhalt
93% Ausstrahlung
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